Für ihre langjährige Mitgliedschaft hat unser Ortsverein mehrere Mitglieder geehrt. Im Rahmen seiner traditionellen Jubilarehrung dankte der Ortsverein u.a. Werner Just und Erwin Voigt für 60 Jahre Treue zur SPD sowie Heinz König und dem Vorsitzenden der SPD-Bezirksratsfraktion Hans Behrendt für 40 Jahre Mitgliedschaft in der Partei. Die Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack betonte in ihrer Laudatio, dass die SPD nur durch das Engagement ihrer Mitglieder lebe. Sie bildeten das Rückgrat der Partei.

Kerstin Tack erinnerte an die schwierigen Zeiten, in denen die Geehrten der Partei beigetreten waren. 1956, als Werner Just und Erwin Voigt Mitglieder der SPD wurden, war die Hochzeit der Ära Adenauer. Die Bundesrepublik stabilisierte sich und das sogenannte "Wirtschaftswunder" erreichte seine Blütezeit. Zugleich begann die intensivere Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. In der DDR hingegen herrschte Ernüchterung, nachdem die Sowjets den Ungarn-Aufstand niedergeschlagen hatte. Die SPD funktionierte noch als Arbeiterpartei, schon in ihrer frühen Jugend hatten Werner Just und Erwin Voigt Zugang zur Sozialdemokratie gefunden.

20 Jahre später stellte die SPD mit Helmut Schmidt einen Bundeskanzler, doch geriet die Bundesrepublik im Zuge verschiedener Krisen (Ölkrise und RAF-Terrorismus) an den Rand ernsthafter Zerreißproben. Schmidt bot damals noch Orientierung, war in der Sozialdemokratie aber bereits damals nicht unmstritten. Die DDR hingegen lavierte sich nach einer kurzen Blüte in ernsthafte Krisen, nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann zeigte sich die Zerrissenheit insbesondere der Intellektuellen im Osten Deutschlands.

Heute, so unterstrich Tack, mache die SPD zwar durchaus erfolgreiche Politik, doch werde diese kaum goutiert: Der Mindestlohn, Fortschritte bei der Gleichstellung und in der Familienpolitik seien sozialdemokratische Forderungen gewesen und seien auch von der SPD durchgesetzt worden, dennoch profitiere die Partei davon nicht. Grund dafür sei eine massive Verunsicherung weiter Teile der Bevölkerung, deretwegen die etablierten Parteien an Zustimmung verlören. Davon profitierten insbesondere populistische Strömungen, voran die AfD.

Der Ortsvereinsvorsitzende Marc-Dietrich Ohse unterstrich, dass durch diese Verschiebung der politischen Gewichte die Politik auf allen Ebenen vor neuen Herausforderungen stünde. So werde Politik auch auf kommunaler Ebene in den neuen Konstellationen nach der Wahl am 11. September ("Ampeln" aus SPD, Grünen und FDP im Rat und im Bezirksrat, Schwarz-Rot in der Region) sicherlich nicht einfacher, böte aber auch die Chance zu einer Neuorientierung. Auf bundes- wie auch auf landespolitischer Ebene zeige die SPD durchaus Profil, müsse aber ihre Erfolge und vor allem auch ihre Ideen für die Zukunft besser vermitteln.

Erwin Voigt, geehrt für 60 Jahre Mitgliedschaft in der SPD, appellierte unter dem Beifall der Anwesenden, die SPD dürfe sich nach den Wahlen zum Bundestag im September 2017 nicht erneut in eine große Koalition mit den Unionsparteien begeben: "Wir machen da gute Politik, aber gegen Merkel kommen wir nicht an."