Sechs neue Stolpersteine sind heute in Kleefeld verlegt worden, um an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Folgen von Antisemitismus zu erinnern. Damit wird erstmals in dieser Form jüdischer Menschen aus Kleefeld während der NS-Diktatur gedacht.

Bislang gab es in Kleefeld Stolpersteine zur Erinnerung an politische Opfer der nationalsozialistischen Diktatur, für den Sozialdemokraten Heinrich Bock und den Liberaldemokraten Martin Frommhold. Nun sind hier erstmals Stolpersteine für jüdische Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitik verlegt worden: vor dem Haus Berckhusenstraße 27 für die Familie Israel und Katz, vor dem Haus Wallmodenstraße 14 für das Ehepaar Cohn.

Else Katz besaß und betrieb in der Berckhusenstraße ein Textilgeschäft und heiratet 1934 Hermann Israel, ein Jahr später wurde der Sohn Helmut geboren. Vor 85 Jahren wurde das Geschäft im Zuge der Reichspogromnacht zerstört und Hermann Israel in das KZ Buchenwald verschleppt. Ein Jahr später floh er allein in die Niederlande, von wo aus er über verschiedene Konzentrationslager schließlich nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Seine Frau Else wurde gemeinsam mit ihrem Sohn Helmut und ihrer Mutter Jenny Katz 1941 in das Ghetto Riga in Litauen verschleppt und dort ermordet.

Bild der Stolpersteine für das Ehepaar Cohn
Stolpersteine für Joseph und Frieda Cohn in der Wallmodenstraße

Auch Joseph Cohn besaß ein Textigeschäft, allerdings nicht in Kleefeld, sondern im Steintorviertel. Schon 1934 hatte er dieses Geschäft verkaufen müssen, während das Kaufhaus Ermann & Co, an dem sein Sohn als Schwiegersohn von Josef Ermann beteiligt war, in der Reichspogromnacht zerstört wurde. In der selben Nacht wurde die Privatwohnung der Cohns von SS-Männern überfallen und verwüstet. Gelang dem Sohn Paul die Auswanderung nach Shanghai und später in die USA, wo er allerdings bereits 1952 auch in Folge der Strapazen von Verfolgung und Vertreibung starb, so nahmen Joseph Cohn und seine Frau Frieda sich im März 1939 wegen der anhaltenden Demütigungen das Leben. Pauls Schwiegereltern Josef und Clementine Ermann wurde, wie die Familie Israel und Katz, im Frühjahr 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet.

Diese Stolpersteine wurden auf Initiative von Frauen aus Kleefeld verlegt, die sich seit mehreren Jahren mit dem Schicksal jüdischer Menschen in Kleefeld befasst. Zu ihnen gehört die Vorsitzende des Seniorenbeirats Hannover, Cornelia Goesmann. - An der Verlegung der Stolpersteine nahmen unsere Bezirksbürgermeisterin Belgin Zaman, unsere Bezirksratsfrau Simone Kalisch-Humme und unser stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender Nils Greve teil. Die Feierstunden standen auch unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklungen in Israel, wo die Terrororganisation Hamas am vergangenen Wochenende Ortschaften überfallen, unvorstellbare Gräueltaten verübt und zahlreiche Kinder, Frauen und Männer verschleppt hat - ein grauenhafter Ausdruck des anhaltenden Antisemitismus weltweit.

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