Grundsätzliche Einmütigkeit, aber Differenzen im Detail zeichneten eine Podiumsdiskussion zum Thema "Soziale und solidarische Stadt Menschen mit Behinderungen in Hannover" aus, zu der das Behindertennetzwerk "Selbst Aktiv" sowie die SPD-Ortsvereine Kleefeld und Kirchrode für Donnerstag, den 11. Mai, ins Stephansstift eingeladen hatten.

Einige waren sich die Referenten, Ralf Hohfeld, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Gesellschaft für Paritätische Dienste Hannover, Ulrike Ernst vom Netzwerk "Selbst Aktiv" und Stephan Weil, Oberbürgermeister-Kandidat der SPD, darin, dass Hannover im deutschen und internationalen Vergleich hinsichtlich der Barrierefreiheit einen Spitzenplatz einnehme. Alle drei verwiesen darauf, dass die entsprechende Erklärung von Barcelona 2000 hier außerordentlich ernstgenommen werde, dass die Stadt Hannover durchaus ihrer Verantwortung für die Integration behinderter Menschen gerecht zu werden versuche. Ralf Hohfeld forderte, unter den Menschen ohne Behinderung das Bewusstsein zu schaffen, dass das Schicksal der Behinderung jeden Menschen treffen könne. Er beklagte die Vielfalt der Zuständigkeiten bei Sozialleistungen. Dabei besäßen die Kommunen die "größte Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern, aber den geringsten Einfluss". Dessen ungeachtet sollte die Stadt "deutlich Position beziehen auch in Bereichen, in denen sie formal nicht zuständig ist." Die Behindertenpädagogin Ulrike Ernst erklärte, auch Behinderte wollten "als mündige Bürger beteiligt sein" und verwies auf das große Engagement behinderter Menschen in der Kommunalpolitik in Hannover. Zugleich benannte sie Defizite bei der Integration von Behinderten im Bereich der Elementarbildung und auf dem Wohnungsmarkt. Wie Hohfeld beklagte auch Ernst, dass die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt die Zugangschancen behinderter Menschen dazu erheblich verringert habe. "Gleiche Lebenschancen für behinderte und nichtbehinderte Menschen sind mit neoliberalem Bedürftigkeitsdenken nicht vereinbar.", so Ernst. "Hannover hat in der Politik mit Behinderten eine gute Tradition.", erklärte Stephan Weil. Der sozialdemokratische OB-Kandidat erklärte, diese gute Ausgangsposition zu nutzen, und definierte für sich drei politische Ziele in diesem Bereich: So seien Benachteiligungen behinderter Menschen zu überwinden Weil bekannte sich hier klar zu den sozialdemokratischen Forderungen nach Chancengleichheit und die Integration Behinderter voranzutreiben Behinderte müssten die Möglichkeit erhalten, "zu anderen Gruppen Kontakt zu halten und Teil davon zu sein". Und schließlich müssten sie an den politischen Prozessen partizipieren und Verantwortung übernehmen können. In der Diskussion, an der sich vor allem Behinderte engagiert beteiligten, wurde gefordert, verschiedene Gruppen von Bedürftigen und Leistungsempfängern nicht gegen einander auszuspielen. Zudem sei immer noch in vielen Bereichen das gesellschaftliche Bewusstsein zu ändern. So dürften sprachliche Handicaps nicht mit geistiger Einschränkung gleichgesetzt und müssten integrative Angebote gerade im Elementarbereich massiv ausgebaut werden. Insgesamt gelte es "Barrierefreiheit auch im Denken" zu schaffen. Die Kommunalpolitik könne und müsse ihren Teil dazu leisten so der Auftrag der Diskussionsrunde an Stephan Weil und an die SPD.

Das Bild zeigt Stephan Weil bei einem Besuch in den Hannoverschen Werkstätten mit deren Leiterin Vera Neugebauer.