Vor einem halben Jahr hatten Ideenskizzen, die zur Vorbereitung der Rahmenplanung für das Umfeld des MHH-Neubaus dienen sollten und die in einer gemeinsamen Sondersitzung unseres Bezirksrates und des Bauausschusses des Rates präsentiert worden waren (worüber vor allem unsere Homepage informierte), unter Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern in Kleefeld erhebliche Unruhe ausgelöst. Sollten die Bilder mögliche Ziele der Entwicklung des Umfeldes der Medizinischen Hochschule skizzieren, so meinten einige darin bereits die konkreten Planungen zu erkennen.

Bild von möglicher Stadtentwicklung im Umfeld des MHH-Neubaus
Völlig neue Perspektiven: so könnten die Viertel rund um die Medizinische Hochschule und ihren Neubau aussehen. Auszug aus der Präsentation der Büros de Zwarte Hond/chora blau/Obermeyer in der Sondersitzung von Bezirksrat und Bauausschuss des Rates.

Um über die Planungsstände sowohl für den MHH-Neubau selbst als auch für das Umfeld zu informieren, hatte unsere Bezirksbürgermeisterin Belgin Zaman zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Ungefähr einhundert Menschen kamen zu der Veranstaltung, die vorgestern in der Grundschule am Nackenberg stattfand. Etwa vierzig hatten Transparente mitgebracht, auf denen unter anderem die Forderung zu lesen war: "Keine Straßenbahn durch Kleefelds Gärten". 

Bild von den verbliebenen Stadtbahnvarianten
Die inzwischen offenbar aufgegebene westliche Planungsvariante B für die Stadtbahntrassen zum MHH-Neubau hatte für erhebliche Unruhe gesorgt.

Dieser Forderung könne man wohl nachgekommen, erläuterte Klaus Geschwinder, Verkehrsplaner der Region Hannover, dass unter den drei möglichen Trassenvarianten für die neue Stadtbahn die westliche Umfahrung als unwirtschaftlich ausgeschlossen werden könne - also in der Tat keine Stadtbahn durch Kleefelds Gärten fahren werde. Geschwinder betonte allerdings, dass der Neubau der Medizinischen Hochschule mit einer Stadtbahn erreichbar sein müsse: "Der größte Feind des öffentlichen Nahverkehrs ist der Umstieg", erklärte er, eine Busanbindung käme mithin nicht in Frage.

Zuvor hatte Martina Saurin als Vizepräsidentin der MHH nochmals die Notwendigkeit des Klinikneubaus dargelegt. Der Altbau sei zunehmend baufällig, im Bestand aber kaum zu sanieren. Zudem sei die Behandlung zahlreicher Krankheiten deutlich technischer geworden, und für die Medizintechnik biete das Altklinikum keine entsprechenden baulichen Voraussetzungen. Die Planungen für den Neubau zögen sich nach Saurins Auskunft so lange hin, weil etliche Partner dabei mit am Tisch säßen und letztlich nicht die MHH, sondern eine Landesgesellschaft Planung und Umsetzung des Neubaus durchführe. Mit der Beräumung des Baufeldes, auf dem am 30. November Kampfmittel beseitigt werden sollen, trete man jetzt allerdings in die unmittelbare Vorbereitung der Bautätigkeiten ein.

Bild vom Baufeld des MHH-Neubaus
Direkt neben der Alten Treue beginnt das Baufeld für den MHH-Neubau, auf dem die Vorbereitungen für die Kampfmittelbeseitigung Ende November laufen.

Das Baufeld für den Neubau der Medizinischen Hochschule liegt direkt neben der Kleingartenkolonie Alte Treue, die nun von einer Stadtbahntrasse verschont bleiben soll. Auch von einer künftigen Wohnbebauung im Norden Kleefelds wäre die Alte Treue nach den bisherigen Plänen aus dem Kleingartenkonzept von 2016 ausgeschlossen, wie Claudia Wollkopf vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün erläuterte. 

Derzeit gelte für die benachbarten Kleingartenanlagen noch ein Moratorium, doch sind sie im Wohnkonzept 2025, das der Rat bereits vor elf Jahren beschlossen hatte, als Vorschauflächen für Wohnungsbau ausgewiesen. Es sei wahrscheinlich, dass diese Flächen in den nächsten zehn Jahren für den Wohnungsbau vorgesehen würden, erklärte die Stadtplanerin Ulrike Hoff. So zeige das neue Wohnkonzept 2035 einen zusätzlichen Bedarf von nahezu 17.000 Wohnungen in Hannover bis 2035 aus. Es sehe zwar auch einen massiven Ausbau im Bestand, etwa in Dachgeschossen vor, doch dürfte dies nicht ausreichen, um den immensen Wohnungsbedarf in unserer Stadt zu decken. 

Wo künftig Flächen für den Wohnungsbau vorgesehen werden sollten, werde dem Rat im kommenden Jahr präsentiert, so Hoff; und der werde dann entscheiden müssen, welche Flächen tatsächlich für den Wohnungsbau aktiviert würden.

Blick auf die MHH über das Baufeld hinweg.
Blick über das Baufeld des MHH-Neubaus, das für die Kampfmittelbeseitigung vorbereitet ist. Vor der Druckwelle möglicher Sprengungen sollen Wälle und Container schützen; ein Teil der MHH ist mit Schutzvorrichtungen gegen Splitter "eingehaust".

Bei der Vorbereitung all dieser Planungen sitze der Bezirksverband der Kleingärtner als Träger öffentlicher Belange mit am Tisch und müsse angehört werden, erklärte Andreas Hildebrand als Jurist des Bezirksverbandes. Zudem verhandele der Verband, so Hildebrand und Wollkopf übereinstimmend, derzeit über ein neues Kleingartenkonzept. Es solle neben Ersatzflächen für Gärten, die später einmal geräumt werden müssten, sowie der Teilung großer Parzellen auch neue Kleingartenflächen ausweisen, die mit dem künftigen Wohnungsbau korrelieren würden.

Bezirksbürgermeisterin Belgin Zaman, die souverän durch die Veranstaltung führte, sicherte - wie auch alle Beteiligten - zu, dass die Öffentlichkeit bei neuen Planungsständen informiert werde.